Samstag, 5. Mai 2012

Die Forenfalle

... schlug noch im Januar ganz heftig bei mir zu. Seitdem treibe ich mich immer wieder im DaWanda-Forum herum. Das ist schrecklich und schön zugleich. Schrecklich, weil so viel Zeit dahinrinnt, wenn ich mich von einem Fred zum nächsten lese und schön, weil ich endlich verstand, wieso Foren doch sehr nett sein können, auch für mich. Schließlich kriege ich dort relativ schnell neue Gesetze mit, wie zum Beispiel letztes Jahr die CE-Kennzeichnungspflicht oder auch die neue Textilkennzeichnungsverordnung, die seit diesem Monat in Kraft getreten ist. (An dieser Stelle erspare ich mir vorerst ausführliches Aufregen.) Auch findet ein reger Austausch über ganz praktische Dinge des unternehmerischen Alltags statt, beispielsweise welche Firmen den Versand oder die Entsorgungslizenz, die jeder Selbstständige entrichten muss, der Verpackungen an Endverbraucher in Umlauf bringt, günstig anbieten. Und ganz nebenbei werden zarte menschliche Bande geknüpft.
Ganz hervorragend sind Foren dazu geeignet, Typen, menschliches Verhalten und virtuelle Kommunikation zu studieren, was mich immer wieder dazu bewegt, genau zu überlegen, wozu ich was schreibe und wieviel ich von mir preisgeben möchte. Spannend sind kontroverse Themen, wenn es beispielsweise um "Ideenklau" geht, was im Februar dieses Jahres dazu führte, dass ich ein Seminar zum Thema Urheber- und Markenrecht besuchte, denn bei einer solchen Diskussion merkte ich, dass ich auf diesem Gebiet mehr Meinung als Wissen besaß.
Anwälte haben es wirklich gut, denn Verkaufen ist für sie (scheinbar) ein Kinderspiel. Per se sollten sie in Rechtsfragen mehr Ahnung als jeder durchschnittliche DaWanda-Verkäufer haben, und das können sie jederzeit unter Beweis stellen, indem sie immer wieder, ganz nebenbei das Wort "ABMAHUNG", der Schrecken vieler kleiner UnternehmerInnen, fallenlassen. Das Spiel mit der Angst – was für eine Verkaufsstrategie. Ergebnis war übrigens, welch Überraschung, dass eine Absicherung seiner Rechte mal wieder (leider) eine Frage des Geldes ist, dass recht haben nicht Recht haben ist und dass man sich hinterher nicht wirklich schlauer fühlt als vorher, da wieder neue Fragen auftauchen, für deren Beantwortung man am besten einen Anwalt zu Rate zieht.
Aber zurück zum Forum: fantastisch ist, welch kreative Kraft Foren hervorbringen können, wenn plötzlich Aktionen entstehen, wie zum Beispiel unser Gemeinschaftsbild in der "Im-Filzfieber"-Gruppe bei DaWanda, dessen Wachsen man auf unserem Gemeinschaftsblog verfolgen kann.
Meine ehemalige Coach würde vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen darüber, dass ich ausgerechnet und bisher ausschließlich das DaWanda-Forum nutze, da sie das sicher nicht gemeint hatte, als sie mir als Marketing-Instrument empfahl, mich in Foren zu beteiligen...

Freitag, 13. Januar 2012

Entspannt verspannt

endete das letzte Jahr, das wieder mal ein sehr turbulentes war; gekennzeichnet durch Geschichten, die ich in einem solchen Ausmaß nicht einplante, obwohl überall geschrieben steht, dass man an all das denken soll, an all die Dinge, die so nicht vorhersehbar sind: monatelanger Ausfall durch Krankheit, CE-Kennzeichnungspflicht, die eine Sortimentsumstellung notwendig macht, private Umstände, die mein Unternehmen wiederum für einige Monate fast lahm legten. Aber wie immer im Leben hat all das auch sein Gutes: Mir ist wieder ein Stück weit klarer, wo die Reise hingehen soll, es haben sich einige neue Möglichkeiten ergeben und privat ist derzeit alles positiv geklärt. So kann es bleiben. Ich bin um die mir eigentlich schon vertraute Erkenntnis reicher, dass ich Einzelunternehmerin UND Mutter bin, und dass mein Kind wichtiger ist. An dieser Priorität lässt sich nicht rütteln. Versuche in solcher Richtung scheiterten schon zwei Mal kläglich.
Und so gehe ich entspannt gespannt ins neue Jahr, in dem viele Flaschenhüllen gefilzt und neue Karten gezeichnet werden wollen. Ich werde einen Weg finden, auch Sonen & Solchen Handpuppen und anderen gefilzten Gefährten weiter den Raum geben zu können, den sie verdienen und Neues ausprobieren. (Ich habe neulich zum ersten Mal versucht, einen Luftballon zu umfilzen - an dieser Technik möchte ich definitiv noch arbeiten.) Und so wie es derzeit aussieht, werde ich mich wohl wieder mehr mit Grafik beschäftigen. Ich bin neugierig und freu' mich drauf.

Donnerstag, 8. September 2011

Montag, 5. September 2011

1000 laute Tränen... ACHTUNG! Das wird jetzt gar nicht lustig!

Mittlerweile quälte ich mich also durch die aktuelle Richtlinie zur Sicherheit von Spielzeug, durch Klassifikationsleitfäden und andere Papiere, die nur eine Schlussfolgerung zulassen: nie wieder Handpuppen, niemals Sofafreunde. Ich weine meinen gefilzten Unikas und all jenen, die ich noch erschaffen wollte, tausend laute Tränen nach...
Warum? Worum es geht? Da es auf dem Spielzeugmarkt in den letzten Jahrzehnten immer wieder schadstoffbelastetes und nicht sicheres Spielzeug gab (wem haben wir das wohl zu verdanken? Mir?), wurden für das in Europa vertriebene Spielzeug sogenannte harmonisierte Normen erlassen, die sicherstellen sollen, dass so ein schädliches, doofes Spielzeug nicht mehr auf den Markt kommt. Das freut mich insbesondere als Mutter ungemein, hat für mich als Einzelunternehmen aber geradezu katastrophale Folgen:

Ich lese also, dass ich als Hersteller von Handpuppen (und anvisierten Sofafreunden) diese erst einmal klassifizieren und analysieren muss. Ich untersuche akribisch, ob sie Spielzeug sind in der Hoffnung, Gegenteiliges herauszufinden. Spielzeug sind alle Produkte, die "ausschließlich oder nicht ausschließlich – dazu bestimmt oder gestaltet sind, von Kindern unter 14 Jahren zum Spielen verwendet zu werden". Hierbei ist die "vernünftigerweise zu erwartende Verwendung" maßgeblich und "hat ... Vorrang vor der Erklärung des Herstellers über die beabsichtigte Verwendung". Welche soll ich vernünftigerweise erwarten? Handpuppen sind zum Spielen da, auch wenn sie so groß sind, dass am besten die Hände Erwachsener darin Platz finden. Spielt man nicht mit ihnen, hat man auf jeden Fall viel Geld und vermutlich irgendwann Kleidermotten. Sofafreunde wollen auf dem Sofa sitzen, man darf aber natürlich mit ihnen kuscheln, sie umarmen und den Kopf an sie lehnen. Meine bisherige Zielgruppe waren und sind Erwachsene, aber wen interessiert das objektiv und in diesem Zusammenhang? Bei den Sofafreunden sind die Folgen der Einordnung noch gravierender, da Kuscheltiere im weitesten Sinne, also textile Figuren mit weicher Füllung per se als Spielzeug für Kinder unter 36 Monate deklariert werden, für das es noch strengere Auflagen gibt. Nein, das geht nicht, ich würde dringend davon abraten, Sabberkinder mit Gefilztem spielen zu lassen – wegen der Fusseln der Wolle. Aber wie soll ich das jetzt verstehen? Sofafreunde sind Kuscheltiere für Kinder unter drei Jahren, obwohl sie für Kinder unter drei Jahren gefährlich wären? ... aber in jedem Falle Spielzeug. Jetzt kommt die bereits erwähnte Konformitätsbewertung ins Spiel.
Aus jeder Pore der Richtlinie quillt die Annahme, dass es sich um serienmäßige Großproduktionen und Massenware handelt. Ich möchte rufen: "Hallo!!! Ich filze Unikate. Kann mich jemand hören?"

Technische Unterlagen sind zu erstellen, die meine Herstellung dokumentieren und Aufschluss über etwaige Eigenschaften meiner Puppen geben. Entwicklungs- und Konstruktionspläne werden vorausgesetzt. Mist, habe ich nicht. Alle meine Figuren entstehen in meinem Kopf. Das einzige, was ich schriftlich auf gerade vorhandene Zettel kritzele, sind Berechnungen zur Schrumpfung der Wolle. Das ist jedes Mal ein einfacher Dreisatz. Sonst filze ich alle meine Viecher nass, das ist immer wieder dieselbe Technik, aber keine Konstruktion... Dann muss ich eben beschreiben, wie ich so eine Figur filze – mit Worten und Fotos...

Jede Abwandlung will analysiert und dokumentiert werden. Wenn ich also die eine Puppe mit Hut, die andere mit Zipfeln filze oder andere Farben verwende, muss ich das dokumentieren. Es dürfte vermutlich ausreichen, wenn ich nur das abgewandelte Teil analysiere. Da ich bisher keine Puppe ein zweites Mal filzte und es eigentlich dabei belassen möchte, bedeutet das für jede Puppe eine Dokumentation, wenn auch in unterschiedlichem Umfang.

Als nächstes habe ich die physikalischen und mechanischen Eigenschaften meiner Filzlinge zu untersuchen, Spielzeug müsse nämlich die "erforderliche mechanische Festigkeit" besitzen. Ich filze meine Puppen nass, in einem Stück – das ist selbst auferlegtes Ziel. Somit ist jedes Teil fest eingefilzt, bei den Augen mit der Einschränkung, so fest wie es technisch machbar ist. Ein Glück bin ich zu faul zum Nähen. Nicht, dass ich das nicht kann, aber ich mag es einfach nicht. Tja, reicht das? Man solle berücksichtigen, dass Kinder mit Dingen anders umgehen als Erwachsene. Also, wenn ich da an manche Erwachsene auf Märkten denke... da gibt es nicht zwingend Unterschiede. Was weiß ich, wie oft, lange und fest man an Lisas Augen zerren kann, bis sie herausfallen? Wie soll ich da was nachweisen? Die Anforderungen kann ich wohl den DIN-Normen entnehmen...

Ferner muss ich die Entflammbarkeit (da ist sie endlich) und chemische Zusammensetzung abklopfen. Dass Wolle schwer entflammbar ist, ist Allgemeinbildung, aber gilt dies auch aus Normensicht? Sollte ich auf Wikipedia als Beweis verweisen dürfen? Irgendwo hatte ich jedoch bei der Recherche gelesen, dass Wolle doch nur als mittelschwer entflammbar eingestuft würde, aber wo war das? Und sind auch damit die Normen für Spielzeug erfüllt? Da müssen wohl die Normen her...
Noch komplizierter ist es bei der chemischen Zusammensetzung, denn ich benutze (meist Merino-)Wolle in unterschiedlichen Farben. Jeder Farbe liegt eine andere chemische Substanz zugrunde, so viel ist mir klar. (Haben die unterschiedlichen Farbstoffe eigentlich Auswirkungen auf die Entflammbarkeit?) Die Hoffnung heißt Textilstandard... Panisch blättere ich meinen Wolle-Katalog von damals durch, aber dort steht nur, dass sie in Deutschland gefärbt wird. Welch Qualitätsmerkmal. Ergo: Normen besorgen... Und den Händler kontaktieren, er möge mir doch bitte für jede bestellte Sorte und Farbe (und das sind viele) etwas Schriftliches geben, möglichst natürlich, dass die Materialien unbedenklich und schadstoffrei sind. Der ist natürlich (hoffentlich) sofort bereit, mir eine Liste der chemischen Elemente und ihre jeweiligen Messwerte zuzusenden, die sich vor zwei Jahren in den einzelnen Farben befanden. Dann hätte ich nach Abgleichen mit den Normen den Part des Chemischen erfüllt.
Und wenn mein Händler das nicht kann, bleibt nur noch die andere Variante: pro Farbe eine chemische Analyse in Auftrag zu geben. An dieser Stelle bin ich schon ziemlich ratlos, zumal Wolle ein allergener Stoff ist, daran kann ich nichts ändern, aber es hilft nichts, es geht noch weiter.

Den nächsten Punkt der elektrischen Eigenschaften brauche ich wenigstens nicht zu beachten, genausowenig den überübernächsten der Radioaktivität, bleibt nur noch der zur Hygiene und Sauberkeit. Die Sofafreunde müssten ggf. auch waschbar sein. Immerhin diesbezüglich könnte ich ein Exempel statuieren. Sonst muss natürlich auch in diesem Punkt alles den Vorschriften genügen.
Um die Beschaffung der Vorschriften, also der DIN-Normen, komme ich wohl definitiv nicht herum. Die gibt es leider nicht gratis im Internet, sondern nur gegen Geld. Ach nein, ich hab' ja Glück, ich wohne ja in Berlin. Ich kann sie auch abschreiben gehen... Werden die mir wirklich helfen? Bin ich allein durch den Besitz der Normen in der Lage, EU-spielzeuggenormte Unikate herzustellen und unter Laborbedingungen zu prüfen? Das Gefühl wird stärker, dass ich jede Puppe (da ich ja Unikate herstelle wirklich JEDE, zumindest so lange, bis alle Farben und Formvarianten auf den Kopf gestellt wurden) einer EG-Baumusterprüfung durch eine zugelassene, nein, ich glaube das Wort war notifizierte EG-Baumusterprüfstelle (ach, das musste ich einfach bringen!) unterziehen muss, um wirklich sicherzugehen. Denn: wenn ich auch nur bei einer der vielen Normen NICHT nachweisen kann, dass ich sie erfülle, habe ich diese Prüfung durch Dritte zu veranlassen.
In welchem Zustand ich die Puppen dann wohl zurück erhielte? Die bisher vorhandenen alle nochmal zu filzen, dauerte 3-5 Monate... Es wird nämlich in der Richtlinie selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Hersteller in Besitz von Prototypen wären, die dann diese ganzen Untersuchungen über sich ergehen lassen müssen, können und sollen. Prototy hin oder her, auch nur eine solche Prüfung lässt meine wirtschaftliche Lage nicht zu.

Der Rest ist vergleichsweise Pillepalle: Nun muss ich nur noch Typen-, Chargen-, Modell- oder Seriennummern vergeben, das CE-Kennzeichen nebst meines Namens und meiner Anschrift und ebendieser Nummer am Produkt befestigen (das bereitet mir ja auch körperlichen Widerwillen), eine Konformitätserklärung für jedes in-Umlauf-bringen-zu-wollende Spielzeug abgeben, wieder abheften und alles gemeinsam mit den technischen Unterlagen 10 Jahre aufbewahren, in der Hoffnung, es möge nie jemand kommen und das alles sehen wollen. Jetzt bräuchte ich nur noch eine Gebrauchsanweisung schreiben und die genormten Warnhinweise, die mit dem Wort ACHTUNG! einzuleiten sind, anbringen. Na diese Punkte lassen mich vergleichsweise aufatmen. Da bräuchte ich dann wenigstens nur zwei verschiedene Beileger drucken lassen, die zwar wieder Extrakosten verursachen, aber wenigstens vermittelt der Gedanke daran das Gefühl des Machbaren...

Ich habe keine Ahnung, wieviel wertvolle Zeit noch draufgehen wird für diese CE-Kennzeichnung. Meine Filzlust ist im Keller, meine Gedanken rasen im Kreis. Bin ich einfach nur unprofessionell? Schließlich hätte ich das alles schon seit 1985 wissen können. Ach nein, da lebte ich ja noch in einem RGW-Staat... Wie soll ich als Einzelunternehmen, das mich als Privatperson leider überhaupt noch nicht reich macht, dieses für die Großindustrie geschaffene Prozedere absolvieren, diese Normen erfüllen, und vor allem all die Nachweise dafür liefern können bei alleiniger Haftung?
Meine Filzprodukte sind schon an sich sehr aufwendig. Der in Zukunft zu bewältigende bürokratische Teil ist es noch dreimal. Da schaffe ich dann pro Monat vielleicht noch eine Handpuppe. Ergo muss diese dann 4000 EUR oder mehr kosten, sie muss ja dann die Prüfung für die nächste Puppe bezahlen (ich bin ja so bescheiden, immer noch). Na das erhöht doch meine Marktchancen enorm!

Mein Gott. Und all der Aufwand, der vermutlich den größten Teil meiner zukünftigen Arbeit ausmachen würde, für liebevoll mit Wasser und Seife vonmirHandGefilzte Unikatpuppen aus Merinowolle, die wiederum von einem Händler stammt, dem Ökologie und Nachhaltigkeit wirklich etwas bedeuten... Bei jeder Puppe mache ich mir genaue Gedanken darüber, wie alles schön fest eingefilzt ist, dass man, frau, es möglichst lange Freude an ihr hat. Aber absolute Zahlen, dass meine Puppen unbedenklich, schadstoffrei, unschädlich und sicher sind, habe ich nicht. Und ich fürchte, ich kann sie nicht erbringen...

Mittwoch, 31. August 2011

Blogland ich komme!

Nachdem mir bereits vor 1,5 Jahren nahegelgt wurde, einen Blog zu betreiben (neben etlichen anderen Tipps, wie man sein Marketing in modernen Zeiten mit "Social-Network-Instrumenten" so aufpeppen kann), starte ich hiermit einen erneuten Versuch, gedankliche Ergüsse ins Netz zu werfen. Einen Anlauf unternahm ich bereits letztes Jahr, aber der damals begonnene vegetiert tot und leblos vor sich hin, da ich, wie so oft in den letzten zwei Jahren, meine Strategien und Produktlinien änderte. Ein paar Gedanken zu jenem Blog keimen schon in meinem Hirn – vielleicht werden auch daraus bald Pflänzchen erwachsen.

Zum Start eines neuen Blogs bewog mich die nun endgültig gültige CE-Kennzeichnungspflicht für Spielzeug und Produkte, die von Kindern mit Spielzeug verwechselt werden können. Um mal einen kurzen, überhaupt noch nicht vollständigen, geschweige denn verstandenen Überblick zu geben:
An jedes solches Produkt gehört nun ein Schniepel (wie man es schon von gekauften Kuscheltieren kennt), auf dem besagtes Zeichen, gegebenfalls Warnhinweise und die Anschrift des Herstellers dauerhaft haltbar stehen. Schön. So weit so gut, aber ich filze meine Puppen in Nassfilztechnik. Dabei läßt sich so ein Fähnchen nicht anbringen, heißt also hinterher annähen (sehr hübsch) oder ein Schild mit entsprechenden Angaben darauf an der Figur befestigen oder das Ganze auf die Verpackung drucken. Welche Verpackung? Ich habe keine für meine Handpuppen. Das ist der harmlose Teil.

Hinter all dem steckt dann aber noch ein immenser, bürokratischer Aufwand, bei dem die Herstellmethode, das verwendete Material, wie man was genau macht, was das Spielzeug so alles aushält (Zerr-, Reiß- und Speicheltest könnte ich durch rabiaten Umgang mit meinen Handpuppen bzw. mehrfaches Anspucken und Durchsabbern derselben im Zuhauseversuch vielleicht noch erbringen, aber einen Entflammbarkeitstest durchführen? Fackel ich mal eben eine Puppe ab, an der ich 10-15 Stunden oder mehr gesessen habe, oder stecke die Wolle, also das verwendete Material in Brand?). Alles zur "Sicherheit von Spielzeug" (zweifelsohne sehr wichtig) in der Herstellung und damit verbundene Tests sind selbstredend irgendwie genormt (also Reißen und Spucken nach Norm) und diese DIN-Normen kann man für viel Geld erwerben, Konformitätsbewertung hier, Konformitätserklärungen dort. Ich könnte das Zeichendingelchen auch einfach, ganz skrupellos ranpappen, aber das gäbe Ärger bei Schaden oder eventueller Prüfung und ständiges Rumoren im Hinterkopf.
Helle Aufregung herrscht in den DaWanda-Foren. Manche lassen die sehr kostspieligen Prüfungen vom TÜV machen – die Rede ist hier von Summen im vierstelligen Bereich – andere nehmen ihr Spielzeug aus dem Shop, wieder andere ignorieren das alles und welche tragen es mit Gelassenheit und kümmern sich ganz artig um ihre CE-Kennzeichnung. Vorbildlich. Neid breitet sich in mir aus auf so viel Professionalität. Ich recherchiere, lade ein Dokument nach dem anderen herunter, lese, überfliege, kriege die Krise, lese weiter, gebe ab und an meinen Senf im Forum dazu, überlege, nur noch Flaschenhüllen zu machen (bei dem Gedanken vergehe ich schon vor Langeweile), dabei hatte ich doch gerade beschlossen, wieder Handpuppen und endlich Sofafreunde zu filzen und schlage mich erneut mit dem Kram herum. Mein Kopf raucht, mein Gehirn weiß nicht, was es tun soll. Und damit ich das arme, eh schon gebeutelte Ding entlaste, schreibe ich meinen Gedankensalat hier, für die breite Öffentlichkeit sichtbar, in der Rechtschreibung, die mir passt, hernieder, bereite ihn zu, würze ihn, mische ihn durch und serviere ihn Euch.

Guten Appetit!